Der Blog zu
meinen Affirmationskarten im Auszeit-Magazin Februar/März 2017 mit dem Titel: "Sag was!" - Die Last der unausgesprochenen Worte
Seit Tagen
grübele ich nun schon über unausgesprochene Worte und das, was sie bewirken. Mir
fallen längst vergessene Situationen wieder ein. Gefühle werden wieder spürbar.
Sie sind alle unangenehm. Wie ich es auch drehe und wende: Mit
unausgesprochenen Worten verbinde ich nur unschöne Erinnerungen.
Sie sind
eine Last. Sie drücken, bedrücken, begrenzen machen eng.
Wie kommt es
eigentlich dazu, etwas lieber nicht zu sagen?
Die Gründe sind
vielfältig, dahinter verbergen sich in aller Regel Emotionen, die keiner
wirklich gerne hat. Zum Beispiel Wut, Neid, Selbstzweifel, Angst oder
Unsicherheit.
Denn wenn man nun das vermeintlich
Unaussprechliche rauslässt, dann käme man
wohlmöglich in die missliche Lage
- sich einer
unangenehmen Situation zu stellen
- jemanden zu
verletzen
- sich selbst
in seiner Verletzlichkeit zeigen
- Diskussionen
oder gar eine Auseinandersetzung auszulösen
- eine
Schwäche einzugestehen
- Farbe zu
bekennen
- plötzlich
mit seiner Meinung allein da zu stehen
... (Diese
Aufzählung kann sicherlich jeder für sich mühelos weiterführen.)
Wer will
schon freiwillig irgendwas davon erleben? Da ist der Gedanke „Ich sag einfach
nix“, schon verlockend. Und doch... Irgendwie spuken sie nun in einem, die
unausgesprochenen Worte. Führen zu Kopfkino, die Situation wird gedanklich
immer wieder durchgespielt, es lässt sich einfach nicht abschalten. Gewöhnlich
wird das Ganze intensiv von Konjunktiven begleitet: Hätte ich sollen, oder wäre
es doch besser gewesen, vielleicht könnte ja auch...
Es ist eine
regelrechte Selbstbestrafung, die wir uns da auferlegen. Das Unausgesprochene
quält, gleichzeitig ist uns offene Kommunikation gerade nicht möglich, weil wir
so mit hadern beschäftigt sind und wir grenzen uns selbst aus.
Das Uncoole
dabei: Diese Phase dauert ziemlich lange. Sie verliert erst an Intensität, wenn
wir die Ursache für das nicht-Sagen erkennen oder sie uns eingestehen. Und so
richtig zu Ende ist diese Phase erst, wenn wir uns ein Herz fassen und uns
mitteilen. - Bis dahin haben wir uns selbst ganz schön das Leben schwergemacht.
Ist es das
wert??
Ich für mich
habe da in den letzten Jahren eine klare Linie entwickelt. Wenn ich mir nicht
sicher bin, ob ich etwas aussprechen soll, atme ich einmal ganz tief (und
meistens auch laut) durch.
Dieser
Atemzug lüftet meinen Geist regelrecht durch, es entsteht Klarheit.
Worte, die
unbedingt rausmüssen, kommen dann ganz von selbst. Oder es zeigt sich, dass
auch ohne weitere Worte alles gut ist. In geschätzt gut 90% aller Fälle
bewährt sich mein „Atem-Trick“.
Aber eben
nicht immer. Manchmal ist es komplizierter und der Geist muss länger lüften :)
Dann brauche ich mehr Zeit, um zu erkennen, was mich zum
lieber-Schweigen bewogen hat. Was mich wirklich bewegt hat, w
elche Emotion oder welches Bedürfnis die Treiber
waren.
Und mir
selbst dann die wahren Ursachen anzuschauen und einzugestehen ist nicht immer
wirklich toll. Aber nur im ersten Moment.
Mich dem
anderen mitzuteilen schafft Verbindung, Klarheit und vor allem Leichtigkeit.
Und die sind es tausendmal wert, genau hinzuschauen und über den eigenen
Schatten zu springen.
Deshalb: UNAUSGESPROCHENE
WORTE - gibt´s bei mir nicht mehr.